„Ist meine Hand eine Faust, machst du sie wieder auf und legst die Deine in meine“, tönt es ein bisschen schief und holprig gesungen … Und trotzdem bekommt man auch als unbeteiligter Besucher das Lächeln der Rührung gar nicht mehr aus dem Gesicht. Seite an Seite sitzen sie da und singen, die Biebertaler Bürger und die Geflüchteten, vereint in Wertschätzung und in der Liebe zur Musik. In großen Teilen ist es ein lebendiger Deutschkurs, den die Organisatorin Martha Cremer-Bach mit dem Chorprojekt „Singen verbindet“ ins Leben gerufen hat. „Durch das Singen kann man die Sprache viel besser lernen“, meint sie und erklärt, dass der Gesang helfe, Sprachmelodie und Laute kennenzulernen. Auf diesem Weg könne man die Geflüchteten aber auch besonders gut erreichen: „Sie kennen das Singen aus ihren eigenen Kulturen.“ „Ist meine Erde eine Scheibe, machst du sie wieder rund. Zeigst mir auf leise Art und Weise, was Weitsicht heißt“, geht es weiter im Text.

Die Sache mit der flachen Erde und der Weitsicht ist schon für manch einen Muttersprachler schwer zu begreifen, doch Chorleiter Andreas Stein gibt sich auch hier mit Händen, Füßen und viel Geduld alle Mühe, die Botschaft verständlich zu erklären. „Wir singen es dieses Mal langsam“, beschließt er schließlich. Eindeutig eine gute Idee, denn Mitmachen wollen sie alle, nur brauchen sie dazu vielleicht ein wenig länger als ein klassischer Chor.

Zum Glück haben sie einen äußerst geduldigen Chorleiter, bestätigt auch Cremer-Bach und lobt Stein: „Ohne Andreas Stein wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, das so zu machen.“ Der beschwichtigt hingegen: „Ich singe auch mit Kindern im Kindergarten. Die singen auch schon so Zeug.“ Trotzdem sei der Wortschatz eines Kindes natürlich erheblich ausgeprägter als der der neuen Biebertaler. Das besondere an diesem Projekt: hier kommen Leute mit den Geflüchteten zusammen, die sonst keinen Kontakt zu ihnen haben.

Wir treffen uns einmal die Woche zum Singen. Jeder kann gerne mitmachen auch aus den Nachbargemeinden wie Krofdorf oder Heuchelheim. Ziel soll es jetzt sein, ein Konzert zu gestalten und dabei, wie Cremer-Bach es ausdrückt, „die Bühne bunt zu machen“. Weitere Stücke werden auf diesem Weg beispielsweise das Lied „80 Millionen“ von Max Giesinger oder „Auf anderen Wegen“ von Andreas Bourani sein.
Text Larissa Schwarz

Antrag auf Förderung durch die Anstoß Stiftung

Die Stiftung richtet sich ausschließlich an Projekte, Initiativen und Einzelpersonen aus der Stadt und dem Landkreis Gießen. Die maximale Fördersumme beträgt 8.000,– EUR. Antragsschluss ist der 30. November eines Jahres. Über die Förderungen entscheidet der Vergabeausschuss spätestens im Februar des Folgejahres.